Kinolounge: Im Gespräch mit Götz Spielmann

Götz Spielmann – Cinéma qualité aus Österreich

Kino-Machen, so scheint es, ist für Götz Spielmann leidenschaftliche Schwerstarbeit. Gerade einmal vier Kinofilme und einen Fernsehfilm hat der Ausnahmeregisseur in den vergangenen 15 Jahren verwirklicht. Zwischenzeitlich wollte Spielmann, der seine Filme selbst schreibt, inszeniert und produziert, das Filmemachen sogar ganz sein lassen. So weit kam es zum Glück nie. Der Regisseur weiß Publikum und Kritiker nach wie vor in regelmäßigen Zeitabständen mit herausragenden Werken zu beeindrucken. Der heute 52-jährigen Kino-, Fernseh, und Theaterregisseur zählt neben Ullrich Seidl, Michael Haneke, Jessica Hauser oder Michael Glawogger zu den bedeutendsten Regisseuren des zeitgenössischen österreichischen Autorenfilms.

Spielmann, 1961 in Wels geboren, studiert an der Wiener Filmakademie Regie und Drehbuch. Seine Diplomarbeit Vergiß Sneider! (1987) wird auf Anhieb mit dem Sonderpreis des Max-Ophül-Festivals ausgezeichnet. 1990 folgt sein Spielfilmdebüt Erwin und Julia. 1993 gewinnt er für seinen Film Der Nachbar den Wiener Filmpreis auf der Viennale. Größere Aufmerksamkeit erlangt Spielmann ab dem Jahr 2000. Seitdem verwirklichte Kino-Projekte werden allesamt von Österreich für eine Oscar-Nominierung in der Kategorie Bester fremdsprachiger Film eingereicht:  2000 Die Fremde, 2004 Antares und schließlich 2008 Revanche, der vielen als bisher beste Arbeit Spielmanns gilt.  Nach einem Ausflug ans Theater feierte im September 2013 Oktober November im Rahmen des Toronto Film Festival seine Premiere.

Spielmanns Werke folgen einer über die Jahre perfektionierten klaren inhaltlichen und ästhetischen Agenda, sind geprägt von kompromisslosem Sozialrealismus und einer unverkennbaren inszenatorischen Sorgfalt. Zwischen der Tradition des französischen cinéma qualité und den Arbeiten der Berliner Schule um Christian Petzold oder Thomas Arslan angesiedelt, interessiert sich der Ausnahmeregisseur vor allem für die komplexeren zwischenmenschlichen Sachverhalte, die er sich und seinem Publikum mit einer fast wissenschaftlichen Präzision anhand genau durchgearbeiteter Drehbücher, äußerst sorgfältiger Schauspielführung und technischer Finesse erschließt.

/ Wintergarten