HEIMSPIEL 9 – Das Programm I

In gut einem Monat, am 15. November, startet HEIMSPIEL 9.
Nachts, wenn der Teufel kam schiebt das Programm als ungewöhnlicher Opener an. Robert Siodmaks scharfer Blick auf das Dritte Reich schlägt die Brücke zwischen unterschiedlichen Sektionen des diesjährigen Festivals. Hauptdarsteller Mario Adorf, dem die diesjährige Hommage gewidmet ist, agiert gleichzeitig als einer der zentralen Gesprächspartner in Offene Wunde deutscher Film von Johannes F. Sievert und Dominik Graf. Zudem gehören er und Siodmak zu wichtigen Repräsentanten der historischen Sektion Deutscher Nachkriegsfilm – Kino der Ambivalenz.
Regisseure wie Helmut Käutner und Wolfgang Staudte gehören zu den großen Virtuosen der deutschen Kinematographie und zählen zu den prägenden Gesichtern eines facettenreichen, hochpolitischen Kinos, welches narrativ wie formal-ästhetisch sowohl dem dann folgenden als auch dem aktuellen Kino in nichts nachsteht.
Diskutiert wird dies unter anderem in der Kinolounge von Historiker Wolfgang Jacobsen (Deutsche Kinemathek Berlin) Filmwissenschaftler Herbert Schwaab (Regensburg/Salzburg) und Filmkritiker Michael Kienzl (critic.de, Berlin).
Ein weiterer Gast wird Dominik Graf sein, welcher zur Arbeit seines Vaters Robert Graf in Ottomar Dominicks Spielfilmdebüt Jonas die Fragen des Regensburger Publikums beantwortet.

Auch in der Sektion DEUTSCHE HIGHLIGHTS PLUS ist Graf vertreten und wird gemeinsam mit Johannes F. Sievert den zweiten Teil seiner filmischen Aufarbeitung der deutschen Kinooutsider, Offene Wunde deutscher Film, präsentieren. In der Tradition dieses couragierten, experimentierfreudigen und innovativen Kinos mit Mut zu Genreelementen stehen unter anderem Jan Speckenbachs Emanzipationsdrama Freiheit mit Johanna Wokalek, Anatol Schusters poetischer Luft und Jan Zabeils alternative Ménage á trois Drei Zinnen, die allesamt als Regensburg-Premieren zu sehen sein werden.

Noch deutlicher in die „offene Wunde“ greift der österreichische Retro-Slasher Die Hölle, den der oscaprämierte Regisseur Stefan Ruzowitzky gemeinsam mit Hauptdarstellerin Violetta Schurawlow vorstellt. Oliver Kienle und sein Team legen mit Die Vierhändige ebenfalls einen nervenzerrenden Psychothriller samt Tempogarantie vor; Regisseurin Nina Vukovic und Kultdarsteller Lars Rudolph schocken das Publikum mit Detour. Zu den vielen talentierten Nachwuchsregisseurinnen im HEIMSPIEL-Aufgebot zählen außerdem unter anderem Monja Art (Siebzehn) und Laura Lackmann (Zwei im falschen Film).

Die Österreicherin Barbara Albert (Licht) hingegen ist schon lange kein Geheimtipp mehr. Im Dokumentarfilmbereich setzt 6 Jahre, 7 Monate und 16 Tage neue Maßstäbe. Die Reflexion über Morde und Opfer des NSU von Sobo Swobodnik setzt sich auf so schlichte wie einfühlsame und brillante Weise mit den Taten, ihren Orten und Beteiligten auseinander. Der aus gesellschaftspolitischer und cineastischer Perspektive denkwürdige Beitrag ist Ausgangspunkt für eine kontroverse Podiumsdiskussion in der Kinolounge.

INTERNATIONALE HIGHLIGHTS kommen in diesem Jahr wieder aus den unterschiedlichsten geographischen und cinephilen Winkeln. HEIMSPIEL 9 präsentiert eine Vielfalt herausragender Autorenfilmer*innen unter anderem aus Südkorea, Japan, Großbritannien, Frankreich, Russland, Kanada und den USA. Zu den zahlreichen Regensburgpremieren zählen in diesem Jahr Filme wie Eliza Hittmans Sundance-Hit Beach Rats und der Cannes-Triumphator 120BPM von Robin Campillo oder die neue Welle des französischen-algerischen Kinos, zu der Julien Leclercqs Bracqueurs und Paris Prestige zählen. Als Center Piece fungiert dabei The Women who left, der neueste Geniestreich des philippinischen Meisterregisseurs Lav Diaz.

In der mittlerweile traditionellen Sub-Sektion Film meets Sound wird das expressionistische Filmkunstwerk Metropolis in einer Live-Vertonung des international erfolgreichen Trio Elf auf die Leinwand gebracht.