
In der historischen Sektion “La deutsche Vita” stellen wir dieses Jahr die Frage nach deutschen Selbst- und Fremdbildern im Spiel- und Dokumentarfilm der letzten 80 Jahre.
Beginnend mit Roberto Rossellinis GERMANIA ANNO ZERO blicken wir mit zwei weiteren Klassikern des Nachkriegsfilms auf die Zeit zwischen Kapitulation und deutscher Teilung: die Heimat-Satire WIR WUNDERKINDER von Kurt Hoffmann blickt skeptisch auf die Anfänge des hiesigen Wirtschaftswunders und mit ONE, TWO, THREE steuert Billy Wilder eine hitzige Farce zum Mauerbau bei. Margarethe von Trottas DIE BLEIERNE ZEIT zeigt Geschichte vor dem Hintergrund des politischen Widerstands der RAF. Jeanine Meerapfels IM LAND MEINER ELTERN zeichnet ein intimes Bild jüdischen Lebens im geteilten Berlin der 80er-Jahre. Schließlich rechnet Christoph Schlingensiefs brutale Satire TERROR 2000 mit der politischen Gegenwart des wiedervereinten Deutschlands ab.
Es sind insbesondere die migrantischen, queeren oder intersektionalen Perspektiven auf das Leben in Deutschland, die das Wie und Warum filmischer Darstellung in einen kritischen Kontext setzen und deren Bedeutung für unsere Gegenwart ermitteln. Denn die Frage nach kulturellen Deutungshoheiten stellt sich auch für den Film als historisch gewachsene und nach wie vor massenwirksame Kunstform. Nuancenreiche Zeit- und Stimmungsbilder finden wir in King Ampaws THEY CALL IT LOVE, dem ersten in Deutschland entstandenen Langfilm einer PoC, in Kidlat Tahimiks kuriosem WHO INVENTED THE YO-YO? WHO INVENTED THE MOON BUGGY?, in EKMEK PARASI – GELD FÜRS BROT von Serap Berrakkarasu oder in John Cameron Mitchels kultigem Rock-Musical HEDWIG AND THE ANGRY INCH.
Interdisziplinär begleitet wird die Sektion von der Podiumsdiskussion FORUM sowie einer Ausstellung und einem Kurzfilmprogramm des Künstler*innenkollektivs Tannhäuser Kreis.
- Ampaw
- Berrakkarasu
- Schlingensief
- Hoffmann
- Meerapfel
- von Trotta
- Tahimik
- Wilder
- Mitchell
- Rossellini