Die Filme für das Transit Filmfest 23 stehen fest, alle Gäst*innen sind eingeladen, das Rahmenprogramm und die Festivalparty sind fix, das Programmheft ist geschrieben. Doch vor dem großen Release möchten wir euch zeigen, wer seit Anfang des Jahres mit viel Herzblut sichtet, plant und schreibt: unser Team 2023.
Wir freuen uns riesig über den Kulturförderpreis der Stadt Regensburg 2023! Die jeweils mit 2.500 Euro dotierten Kulturförderpreise und der Kulturpreis der Stadt werden jedes Jahr für besondere Leistungen in den Bereichen der Literatur, Musik, bildenden Kunst und Architektur, darstellenden und ausübenden Kunst, Wissenschaft, Denkmal- und Heimatpflege sowie Fotografie und Film verliehen, die in einem engen Bezug zur Stadt Regensburg stehen. Für die Auszeichnung können Künstler*innen, Kulturgestalter*innen sowie Kulturinstitutionen vorgeschlagen werden. Die Preisverleihung findet am letzten Tag unserer diesjährigen Festivalausgabe, dem 15. November 2023, statt.
Wir gratulieren auch den weiteren Preisträger*innen: Der Kulturpreis der Stadt Regensburg geht 2023 an den Bildenden Künstler, Illustrator und Bühnenbildner Peter Engel. Weitere Kulturförderpreise werden neben dem Transit Filmfest an die Bildende Künstlerin Barbara Muhr sowie den Verein Theatergruppe St. Anton Regensburg e.V. vergeben.
Transit präsentiert am 14.07.23 um 21:00 Uhr: ROTER HIMMEL beim Cinema Paradiso!
Mit dem poetischen Sommerdrama ROTER HIMMEL erfindet sich Heimspiel-/Transit-Dauergast Christian Petzold (BARBARA, UNDINE) neu! Bei der diesjährigen Berlinale gewann die berührende Komödie einen Silbernen Bären. Absolut überzeugend ist auch der klein gehaltene Cast um Paula Beer, Thomas Schubert und Matthias Brandt. Ein sommerlicher Ensemblefilm der allerschönsten Sorte und einer der besten deutschen Filme 2023.
Was unterscheidet uns von Pflanzen, Tieren und anderen Lebewesen? Was zeichnet menschliches Handeln aus? Welche Verantwortung tragen wir gegenüber dem Planeten, unseren Mitmenschen und anderen Spezies? 2023 knüpfen wir neue Allianzen mit Mutter Gaia, ihrer Flora und Fauna. Denn wenn es so weitergeht, hat die Erde als unser bislang einziger und schönster Platz im All viel früher ausgedient, als uns allen lieb ist. Wir nehmen persönliche Mythologien und Geisterwelten genauso wahr, wie etablierte Wissenspolitiken. Wir wollen die Welt im und mit Kino neu entfachen, sie wieder ein Stück weit verzaubern – von oben, von unten, vor allem aber mitten aus dem Leben heraus. Schließlich sind wir überzeugt: Kino ist Leben – (NOTHING BUT) LIFE.
In der Sondersektion SUCH GREAT HEIGHTS widmen wir uns den Auswüchsen des menschlichen Wunsches nach Höherem: Wir blicken hoffnungsvoll gen Himmel, weit hinaus ins Universum, schauen tief hinab in menschliche Abgründe und eskalieren zusammen im High des nächsten Rausches.
In der historischen Sektion ALL THE GOOD GIRLS GO TO HELL rücken wir Filmgeschichten des feministischen Widerstands in den Fokus. Es geht um Frauen* und She-Punks, die sich der filmischen Avantgarde und dem Counter-Cinema zuwandten und deren künstlerische und politische Radikalität den Weg für nachfolgende Generationen von Filmemacher*innen ebneten.
Wir freuen uns, Sie im November in den Regensburger Altstadtkinos begrüßen zu dürfen!
In LAST THINGS (2023, FR/USA/PRT) erzählt Künstlerin und Filmemacherin Deborah Stratman von Evolution und Artensterben aus der Sicht von Steinen und anderen unerwarteten (zukünftigen) Dingen. Denn natürlich besteht das Leben auf der Erde auch nach dem Ableben der Menschheit fort. Stratman lässt sich hierfür u.a. von der früher Science Fiction der belgischen Boex-Brüder inspirieren. Andere Einflüsse stammen aus Roger Caillois “Schrift der Steine”, Robert Hazens Evolutionstheorie der Minerale oder Donna Haraways Multispecies-Szenarien.
Mit LAKE OF FIRE (Art Collective Neozoon, DEU 2022) thematisiert das Berliner Kollektiv Neozoon anhand verschiedener Darstellungen des Teufels die vermeintlich unausweichliche Hölle auf Erden: heidnische Bräuche treffen vor rhythmischer Klangkulisse auf fundamentalistische Fernsehprediger oder mittelalterlicher Holzstiche. Ein Film über die unerträgliche Überheblichkeit des Menschen, der lange nachwirkt. LAKE OF FIRE wurde bei unseren Freund*innen der Internationalen Kurzfilmwoche Regensburg 2023 als bester deutscher Kurzfilm ausgezeichnet.
EIN PERFEKTS PAAR ODER DIE UNZUCHT WECHSELT IHRE HAUT (Valie Export, AUT 1986) beleuchtet moderne Formen der Unkeuschheit. Der Film zeigt, wie Werbung und Wirtschaft zusehends menschliche Körper und ihre Darstellung normiert. Regisseurin Valie Export knüpft damit an ihre Erforschung des Körpers als Träger sozialer Codes an und zeigt, dass die Wirtschaft längst die Rolle der Religion in Bezug auf Moral und Verhaltensregeln übernommen hat. Ein kritischer Kurzfilm-Klassiker aus den schrillen 80ern!
ECHOES OF DEATH/FOREVER YOUNG (Lydia Schouten, NLD 1986) von Lydia Schouten ist eine ungewöhnliche Reflexion über die Verleugnung des Alterns und Todes durch Techno-Fantasien von ewiger Jugend und transhumaner Existenz. Der Film verbindet diese Themen mit den synthetischen Idealen einer globalen Massenkultur. Schönheitsoperationen sind zur Norm geworden und biogenetische Manipulation verspricht, unsere wildesten Träume zu erfüllen. Doch hinter den vermeintlich makellosen Masken von Schoutens Cyborgs lauert schon der Tod.
FARCE ist eine Konstante der österreichischen Musik-Szene. Die Wienerin besticht durch einen Sound zwischen ROBYN, LCD SOUNDSYSTEM und CHARLI XCX. FARCE beschreibt ihre Musik mit einem Wort: Pop! JOASIHNO kommen mit ihrer „Mobile Disko“, die für das Musizieren auf der Straße gebaut ist und alle Teile der Musik der Münchener zeigt: Roboter-Instrumente, Klanginstallationen, analoge Synthesizer, Weltmusik-Percussion und Laptop-Musik. HEIN & HOSE (DJ) – Die beiden „Trancesetter*innen“ sind aus der hiesigen Clublandschaft nicht wegzudenken und feiern gerne intensive Schauer-Partys. MEGABOY balancieren zwischen Pop-Mainstream und Underground, fusionieren IDM, Hip-Hop, Synth Pop oder Metal zu grenzenlosem Plastikpop. Die „queer-transbian art machine“ PANTY PARADISE macht elektronische Musik. Richtung: Ambient IDM progressive Glitchcore. Die Musik vonITSKARGO (DJ) lässt uns über beide Ohren weit ins Universum strahlen und macht uns einfach nur glücklich! Eine unbezahlbare Leihgabe von studio vrooom. PHIL DEE von der Regensburger RC Gaeng präsentiert sich beim Transit Sommerfest solo. Selbst produzierte Beats schaffen Platz für um-die-Ecken-gedachte Punchlines. Der Techno-Punk von bauSTELLE ballert wie ein außer Kontrolle geratener Presslufthammer durch das PLK-Gelände: Hyperpop, Nintendotrap, Nerdcore, Cosplayrap. DRNTTCKS, die selbsternannten „PET SHOP BOYS of Noise“, sind Teil des Nürnberger Signal-Weltfunk-Kollektivs und bewegen sich zwischen Noise, Doom, Kraut, Dub und kosmischer Musik. RED ON (DJ) – Der Mitbegründer von Verydeeprecords pfeift irgendwo zwischen (UK-)House, gebrochenem Techno und Bass-influenced Pop auf Genre-Grenzen. DJ SPORTFAHRWERK – packt seinen Kofferraum mit einer gut sortierten Plattenkiste voller Überraschungen aus Italo Disco, Outsider Funk, Rare Grooves und klassischem House. LILA (DJ) ist zurück in Regensburg. In Melbourne hallen ihre sphärischen Soundscapes noch im lokalen Community Radio AREA 3000 nach.
Zum dritten Mal feiern wir auf dem Gelände der ehemaligen Prinz-Leopold-Kaserne im Regensburger Stadtosten das TRANSIT SOMMERFEST! Sound- und Videowelten treffen auf Architektur und Akustik der verlassenen Militärgebäude. Vegan Food, Drinks, Visual Arts, Bands and DJs all night long – all floors covered!
Mit unseren Speaker*innen – den Regisseurinnen Jeanine Meerapfel, Serap Berrakkarasu und Narges Kalhor sowie den Kurator*innen Malve Lippmann und Can Sungu – fragten wir Ende November nach der Wirkung und Veränderung filmisch imaginierter Stimmungsbilder, nach deutschen Befindlichkeiten, national-nostalgischen Mythen und (leit-)kulturellen Deutungshoheiten sowie nach den Kategorien einer deutsch-europäischen Erinnerungs- und Verdrängungskultur. Wer findet ins (hier: deutsche) Kino und den Filmkanon Einlass und wer bleibt draußen? Es ist längst an der Zeit, den weißen deutschen Blick mit vielfältigen, intersektionalen Perspektiven zu parieren!
In NEUBAU (Transit 20/21) weckte Hans Unstern in uns die große Sehnsucht nach Berlin. Wir zeigen den herausragenden Gewinnerfilm des Max-Ophüls-Preises noch einmal in Regensburg mit anschließendem Live-Konzert! > Tickets <
18:30 NEUBAU (Johannes Maria Schmit, DEU 2020, 81′) 20:00 HANS UNSTERN live!
Hans Unstern behauptet von sich, nicht eine Person zu sein, sondern viele. Das gilt unter anderem für Fragen nach Autor*innenschaft, Geschlechtern und ständiger musikalischer Wandlung. Sieben Jahre vergingen nach dem letzten Album, in denen Hans Unstern gemeinsam mit Simon Bauer das dritte Album DIVEN und eine speziell dafür entworfene, elektro-akustische Harfe baute. Um die Harfe herum gibt es noch weitere selbstgebaute Instrumente aus Metall und Holz, die zum Teil mit einem Bogen gespielt oder durch ein MIDI-Interface kontrolliert werden. So schlagen computer-gesteuerte Hämmerchen auf Blechkörper ein, Magneten bringen Harfen-Saiten zum Schwingen und zusammen spielen sie neue Unstern-Lieder. In Zeiten, in denen Ingenieur*innen jeden Sound mit Hilfe von Software emulieren und imitieren haben Unstern und Bauer sich künstlerisch in eine andere Richtung bewegt. Sie haben sich mit einem über 5000 Jahre alten Instrument beschäftigt und es in die Jetztzeit transformiert. Über akribischen Bau und Konstruktion. Und trotzdem klingt DIVEN seiner Zeit voraus. Auf dem Album vermengen sich kontrasexuelle Lovesongs mit Agitprop-Erzählungen aus der Untergrund-Werkstatt. Für die große Bühne gemacht. Hans Unstern changiert in den Liedtexten zwischen modernen Märchen und diskursiven Heftchen. Womöglich möchte uns Hans Unstern mit dem selbstgebautem Harfen-Instrumentarium daran erinnern, das die Grundpfeiler unserer Gesellschaft schon viel älter sind als der Glasfaser-Neoliberalismus. Vielleicht hat sich hier jemand auch einfach dem Klischeebild des Singer/Songwriters an Klavier oder Gitarre befreien wollen. Vielleicht hat die Multitude Unstern mit der V-Harfe über Umwege auch einfach nur das richtige Instrument im bunten Katalog der Kulturgeschichte für sich gefunden.
In der Retrospektive “La deutsche Vita” unserer vergangenen Festivalausgabe widmeten wir uns deutschen Selbst- und Fremdbildern im Spiel- und Dokumentarfilm. Zum Start des neuen Jahres lassen wir uns am 29.01. um 20 Uhr in der Filmgalerie noch einmal in deutsche Assoziationsräume entführen: Teilnahmslose Landschaften, brechendes Licht, irgendein Vogel und das Fenster zum Talg-schwangeren Wohnzimmer aus Mustertapeten und Belanglosigkeiten. Schnitt. Zähe Plansequenzen blähen Momente zu Hängepartien und zertrümmern ihr zittriges Zuschauertum. Donnernde Leitmotive – wie deutsches Desinteresse im Dauerrausch – ohne Lehne und Lederhose. Schwarzrotgold auf vollmast, das Kino ist tot. Es lebe das Kino. Die Macher*innen des legendären Lodderbast Kinos in Hannover präsentieren mit ONCE UPON A TIME IN GERMANY ein heimfilmisches Lesartenkabinett deutscher Erinnerungskultur der 1960er- bis 1980er-Jahre. Aus über 50 Kilometern Super 8mm- Found-Footage ist ein visuell assoziativer Cut-Up-Film entstanden, den Wiebke und Johannes Thomsen live mit selbstkomponierten Tonband-Soundscapes und gesampelten Textfragmenten deutscher Dada-, Beat- und Untergrundliteratur vertonen. Ein analoges Kinoerlebnis, das mit dem Kino bricht und gleichzeit eine Liebeserklärung an das Kino formuliert.