FARCE (Veronika J. König) ist spätestens seit ihrem Album Heavy Listening (2018) eine Konstante der österreichischen Musik-Szene. Die Wienerin besticht durch einen raffinierten Sound zwischen ROBYN, LCD SOUNDSYSTEM und CHARLI XCX. Für FARCE selbst lässt sich ihre vielseitige Musik mit einem Wort beschreiben: Pop. FARCE ist (Co-)Produzent*in von Acts wie ANTHEA, SAKURA und JUNO LEE und engagiert sich seit Jahren leidenschaftlich in der Nachwuchsförderung der queeren Musikszene Österreichs. Als Austrian Music Export wurde sie 2023 u.a. zum weltbekannten Primavera Sound nach Barcelona eingeladen.
Die „queer-transbian art machine“ PANTY PARADISE sind Aelita Le Quément und Veronica Burnuthian (FRIENDS OF GAS, SPINNEN). Die beiden Künstler*innen malen zusammen mit Öl, Acryl und Sprühdosen, produzieren digitale Arbeiten, Zines, Videos und Musik. Sie spielen mit analogen Synthesizern, Drummachines und machen elektronische Musik. Richtung: Ambient IDM progressive Glitchcore. PANTY PARADISE benutzen Samples aus Zeichentrickfilmen, gekoppelt mit atmosphärischem Rauschen und komplexen Beats. Vor kurzem veröffentlichten sie ihr Debütalbum “We Kissed” bei Höllenfrau Records.
Cico Beck (ALOA INPUT, THE NOTWIST) und Nico Sierig besuchen uns mit ihrer „Mobile Disko“. Gebaut ist sie für das Musizieren auf der Straße und zeigt alle Teile der Musik von JOASIHNO: Roboter-Instrumente, Klanginstallationen, analoge Synthesizer, Weltmusik-Percussion und Laptop-Musik – eine Musik, die inspiriert ist von experimentellen Pionieren wie Mort Garson und der Melancholie der Kraut-Elektronika, mit Interesse an der zeitgenössischen Musikproduktion und in großer Bewunderung der Kanons von Moondog und den Patterns von Steve Reich. Hypnotische Maschinen-Straßenmusik aus München.
Zum dritten Mal feiern wir auf dem Gelände der ehemaligen Prinz-Leopold-Kaserne im Regensburger Stadtosten das TRANSIT SOMMERFEST! Sound- und Videowelten treffen auf Architektur und Akustik der verlassenen Militärgebäude. Vegan Food, Drinks, Visual Arts, Bands and DJs all night long – all floors covered!
Mit unseren Speaker*innen – den Regisseurinnen Jeanine Meerapfel, Serap Berrakkarasu und Narges Kalhor sowie den Kurator*innen Malve Lippmann und Can Sungu – fragten wir Ende November nach der Wirkung und Veränderung filmisch imaginierter Stimmungsbilder, nach deutschen Befindlichkeiten, national-nostalgischen Mythen und (leit-)kulturellen Deutungshoheiten sowie nach den Kategorien einer deutsch-europäischen Erinnerungs- und Verdrängungskultur. Wer findet ins (hier: deutsche) Kino und den Filmkanon Einlass und wer bleibt draußen? Es ist längst an der Zeit, den weißen deutschen Blick mit vielfältigen, intersektionalen Perspektiven zu parieren!
In NEUBAU (Transit 20/21) weckte Hans Unstern in uns die große Sehnsucht nach Berlin. Wir zeigen den herausragenden Gewinnerfilm des Max-Ophüls-Preises noch einmal in Regensburg mit anschließendem Live-Konzert! > Tickets <
18:30 NEUBAU (Johannes Maria Schmit, DEU 2020, 81′) 20:00 HANS UNSTERN live!
Hans Unstern behauptet von sich, nicht eine Person zu sein, sondern viele. Das gilt unter anderem für Fragen nach Autor*innenschaft, Geschlechtern und ständiger musikalischer Wandlung. Sieben Jahre vergingen nach dem letzten Album, in denen Hans Unstern gemeinsam mit Simon Bauer das dritte Album DIVEN und eine speziell dafür entworfene, elektro-akustische Harfe baute. Um die Harfe herum gibt es noch weitere selbstgebaute Instrumente aus Metall und Holz, die zum Teil mit einem Bogen gespielt oder durch ein MIDI-Interface kontrolliert werden. So schlagen computer-gesteuerte Hämmerchen auf Blechkörper ein, Magneten bringen Harfen-Saiten zum Schwingen und zusammen spielen sie neue Unstern-Lieder. In Zeiten, in denen Ingenieur*innen jeden Sound mit Hilfe von Software emulieren und imitieren haben Unstern und Bauer sich künstlerisch in eine andere Richtung bewegt. Sie haben sich mit einem über 5000 Jahre alten Instrument beschäftigt und es in die Jetztzeit transformiert. Über akribischen Bau und Konstruktion. Und trotzdem klingt DIVEN seiner Zeit voraus. Auf dem Album vermengen sich kontrasexuelle Lovesongs mit Agitprop-Erzählungen aus der Untergrund-Werkstatt. Für die große Bühne gemacht. Hans Unstern changiert in den Liedtexten zwischen modernen Märchen und diskursiven Heftchen. Womöglich möchte uns Hans Unstern mit dem selbstgebautem Harfen-Instrumentarium daran erinnern, das die Grundpfeiler unserer Gesellschaft schon viel älter sind als der Glasfaser-Neoliberalismus. Vielleicht hat sich hier jemand auch einfach dem Klischeebild des Singer/Songwriters an Klavier oder Gitarre befreien wollen. Vielleicht hat die Multitude Unstern mit der V-Harfe über Umwege auch einfach nur das richtige Instrument im bunten Katalog der Kulturgeschichte für sich gefunden.
In der Retrospektive “La deutsche Vita” unserer vergangenen Festivalausgabe widmeten wir uns deutschen Selbst- und Fremdbildern im Spiel- und Dokumentarfilm. Zum Start des neuen Jahres lassen wir uns am 29.01. um 20 Uhr in der Filmgalerie noch einmal in deutsche Assoziationsräume entführen: Teilnahmslose Landschaften, brechendes Licht, irgendein Vogel und das Fenster zum Talg-schwangeren Wohnzimmer aus Mustertapeten und Belanglosigkeiten. Schnitt. Zähe Plansequenzen blähen Momente zu Hängepartien und zertrümmern ihr zittriges Zuschauertum. Donnernde Leitmotive – wie deutsches Desinteresse im Dauerrausch – ohne Lehne und Lederhose. Schwarzrotgold auf vollmast, das Kino ist tot. Es lebe das Kino. Die Macher*innen des legendären Lodderbast Kinos in Hannover präsentieren mit ONCE UPON A TIME IN GERMANY ein heimfilmisches Lesartenkabinett deutscher Erinnerungskultur der 1960er- bis 1980er-Jahre. Aus über 50 Kilometern Super 8mm- Found-Footage ist ein visuell assoziativer Cut-Up-Film entstanden, den Wiebke und Johannes Thomsen live mit selbstkomponierten Tonband-Soundscapes und gesampelten Textfragmenten deutscher Dada-, Beat- und Untergrundliteratur vertonen. Ein analoges Kinoerlebnis, das mit dem Kino bricht und gleichzeit eine Liebeserklärung an das Kino formuliert.
Nach einer Woche mit eindrucksvollen Filmen, faszinierenden Gäst*innen, kontroversen Gesprächen und vor allem euch, einem großartigen Publikum, ist das Transit Filmfest zu Ende gegangen. Am letzten Tag durften wir uns u. a. über eine ausverkaufte Filmgalerie bei der Wiederholung von HOW TO SAVE A DEAD FRIEND und ein fast volles Ostentor Kino bei unserem offiziellen Abschlussfilm THE FISH TALE freuen. Danke an unsere Freund*innen von cinEScultura, die bei uns PIGGY präsentierten. Vor unserem letzten Film HEDWIG AND THE ANGRY INCH verabschiedete sich das ganze Team noch einmal mit einer emotionalen Dankesrede. Zu guter Letzt feierten wir uns und euch bis in die frühen Morgenstunden in der Kinokneipe… Wir sind glücklich und dankbar für die unzähligen Eindrücke und Erfahrungen, die wir im Rahmen der diesjährigen Ausgabe sammeln durften! Wir freuen uns jetzt schon auf das nächste Jahr und sagen noch einmal ein FETTES Dankeschön an das gesamte Team, alle unsere tollen Gäst*innen und natürlich an euch, das wunderbare Publikum, ohne euch würde im wahrsten Sinne des Wortes gar nichts laufen.
Wir können es kaum glauben, aber heute ist schon der letzte Festivaltag. Besonders freuen wir uns mit Euch auf unseren offiziellen Abschlussfilm THE FISH TALE von Shûichi Okita, ein entwaffnend herzliches Plädoyer fürs Anderssein und die perfekte Gelegenheit, Transit und sein diesjähriges Motto „It’s a Liminal World“ im Ostentor Kino so langsam zu verabschieden. Doch bevor wir euch und uns später gebührend in der Kinokneipe feiern, schlagen wir noch einmal alle beim wahnwitzigen Post-Punk-/Neo-Glamrock-Musical HEDWIG AND THE ANGRY INCH auf. Do you think love (and Transit) lasts forever? No, but these songs do… HEDWIG ist queer, abgefuckt, grandios!
Im Wintergarten zeigen wir heute noch zwei Dokumentarfilm-Highlights: Courtney Stephens begibt sich in ihrem Travelog-Experiment TERRA FEMME in alten Urlaubsvideos auf die Spuren eines female traveler’s gaze. Und mit der Ausnahmedoku REPUBLIC OF SILENCE präsentiert Diana El Jeiroudi einen filmischen Aufschrei gegen die Sprachlosigkeit und die unerträgliche Stille, die den Krieg in Syrien umgibt. Wir freuen uns auf Euch!
Gestern erwartete uns ein besonders spannendes Online-Q&A mit Regisseurin Amanda Kramer und Schauspielerin Sophie von Haselberg nach dem phantasmagorischen Show-(Alp-)Traum GIVE ME PITY!. Bei THE NOWHERE INN machte St. Vincent das Kino zum Konzertsaal und bei PIAFFE erfreuten sich viele Zuschauer*innen an dem herrlich absurden Kink-Schauspiel. Im Anschluss begeisterte PACIFICTION trotz oder gerade wegen seiner langen Laufzeit zu später Stunde ein großes Publikum und ließ uns für eine Weile in die drückende Hitze Tahitis eintauchen.
Und für alle, die denken, wir hatten nur gut besuchte Filme. Stimmt nicht! Gestern hat es uns bei einer Vorstellung in der Filmgalerie hart erwischt. Gerade Mal ein Besucher verirrte sich in die Wiederholung eines Films. Von einer ordentlichen Anmoderation hält uns das aber sicher nicht ab!
Gestern hatten wir ein volles Kino u.a. bei Charlotte Wells AFTERSUN, unserem diesjährigen Überraschungsfilm, der schon jetzt als eines der besten Debüts der letzten Jahre gefeiert wird und auch das Ostentor Kino in seinen unwiderstehlichen Bann zog. Über das emotionale Meisterwerk werden wir bestimmt noch lange sprechen. Wir freuen uns sehr über das tolle Publikumsgespräch mit Dokumentarfilmerin Serap Berrakarasu, die auf ihre sehr sympathische Art von den Dreharbeiten zu EKMEK PARASI – GELD FÜR’S BROT berichtete. Im Zentrum des Films steht die Akkordarbeit türkischer Migrantinnen in einer Fischfabrik in Lübeck. Außerdem präsentierten unsere lieben Freund*innen von den Regensburger QUEERSTREIFEN das finnische Coming-of-Age Drama HEARTBEAST von Aino Suni. Heute habt Ihr zum vorletzten Mal die Gelegenheit, das diesjährige Transit Filmfest zu besuchen. Nach zwei Filmen könnt ihr Euch auf Interviews mit Filmemacher*innen freuen: Musikerin Amanda Kramer (u.a. The Psychedelic Furs) und Schauspielerin Sophie von Haselberg sprechen mit uns über ihr Retro-Glitch-Musical GIVE ME PITY! (19:30 Uhr, Ostentor Kino) und João Pedro Rodrigues über das schräge Sci-Fi-Musical WILL-O’-THE-WISP (16:30 Uhr, Filmgalerie im Leeren Beutel). Wir hoffen, Ihr habt noch nicht genug, denn wir sind nach fast einer Woche Festival noch längst nicht müde.