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BILDNIS EINER TRINKERIN
Ulrike Ottinger | BRD 1979 | 107′
Von einer, die auszog, für immer zu trinken: Ulrike Ottingers campiges Versprechen einer Reise in den Exzess. Kultkino!
„Sie, eine Frau von hoher Schönheit, von antiker Würde und raphaelischem Ebenmaß, eine Frau, geschaffen wie keine andere, Medea, Madonna, Beatrice, Iphigenie, Aspasia zu sein“, erzählt uns eine Frauenstimme aus dem Off. Sie (Tabea Blumenschein), elegant und reich, beschließt, nach Berlin zu reisen – aller jamais retour –, um dort ihrer selbstzerstörerischen Leidenschaft zu frönen: Sie will trinken, durchtrinken, für immer trinken. Gemeinsam mit einer Obdachlosen säuft und randaliert sich die namenlose Heroine des Exzesses auf ihrer Schnaps-Odyssee durch die fremde Metropole, während die drei hochnäsigen Kongressteilnehmerinnen „Exakte Statistik”,„Soziale Frage” und „Gesunder Menschenverstand” die Ereignisse kommentieren. Begegnungen mit archetypischen Underground-Ikonen wie Magdalena Montezuma, Nina Hagen, Kurt Raab, Volker Spengler und Lutze, der Künstlermutter aus New York, runden die campige Sauftopographie ab.
Die Anfang des Jahres verstorbene Tabea Blumenschein, einstiges It-Girl der Berliner Subkultur und Mitglied der Künstler*innengruppe „Die tödliche Doris”, verkörpert in Ulrike Ottingers gleichnamigem Psychogramm das Bildnis einer Trinkerin. Mit monoton-poetischer Leichtigkeit widmet sich die Regisseurin zwei ungewöhnlichen Frauen: „Die eine, reich, exzentrisch, ihre Gefühle maskenhaft verbergend, trinkt sich bewusst zu Tode. Sie ist der Fall, der in der Statistik nicht erscheint, weil entweder zu Hause unter Valium gehalten oder unter Verschluss in einer Privatklinik. Die andere ist arm und trinkt sich unbewusst zu Tode. Sie erscheint in der normalen Statistik als Typ der haltlosen Trinkerin.”
Ulrike Ottinger
Die Avantgarde-Filmemacherin und –Künstlerin erhielt für ihr umfassendes Werk zahlreiche Preise, ihre Filme liefen auf den wichtigsten internationalen Festivals und wurden vielfach in Retrospektiven gewürdigt, z.B. im New Yorker Museum of Modern Art, in der Pariser Cinémathèque française und der Biennale di Venezia. Ihr jüngster Film, PARIS CALLIGRAMMES feierte in diesem Jahr Premiere.
Pressestimmen
„Immer bleiben die Szenen des Films in der Schwebe zwischen bitterem Ernst und böser Ironie: Ein freundliches Lachen ist jeden Augenblick ebenso denkbar wie der jähe Tod.“
STERN
„Eine Kunstfigur, eine Frau aus Porzellan, mit sehr hohen, nicht mehr wahrnehmbaren Herztönen, zerschlägt sich selbst. Der fremde Ort, an dem sie, die Fremde, dies, ungestört auf ihre Passion konzentriert, zu tun gedenkt, ist Berlin.“
DER TAGESSPIEGEL
„Berlin oder die Topographie des Fusels, des systematischen Niedergangs, Elysium der Ausgeflippten, der Kaputten.“
DER SPIEGEL
Screening
15.09. | 19:00 | Ostentor | Tickets |