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WELT AM DRAHT
Rainer Werner Fassbinder | BRD | 1973 | 204′
Regie-Legende Fassbinder wagt sich lange vor den Wachowskis in die Matrix: Düsterer Paranoia-Klassiker zwischen Schein und Wirklichkeit
Drei Jahrzehnte vor MATRIX (Lana & Lilly Wachowski) oder eXistenZ (David Cronenberg) entwirft WELT AM DRAHT ein visionäres Zukunftsszenario um Virtualität und Simulation: „Simulacron-1“ ist eine Maschine, die der realitätsgetreuen Abbildung und Vorhersage des täglichen Lebens dient. Anfangs noch als banales Forschungsobjekt tituliert, bröckelt diese Fassade schnell. Der neue Institutsdirektor Fred Stiller (Klaus Löwitsch) fürchtet, dass hinter dem Projekt wirtschaftspolitische Machenschaften stecken, die jede menschliche Vorstellungskraft weit sprengen.
Basierend auf Daniel F. Galouyes Roman „Simulacron-3″ (1964) schuf Regie-Exzentriker Rainer Werner Fassbinder ein geniales, dicht gestricktes Sci-Fi-Meisterwerk in zwei Teilen. Gekonnt perturbiert der packend im Noir-Stil erzählte Virtual-Reality-Thriller gängige Grundannahmen vom menschlichen Bewusstsein und entlarvt unsere objektive Realität als Trugbild einer weit variantenreicheren Wirklichkeit – eine Erkenntnis, die auch im post-digitalen Zeitalter noch hochspannende philosophische Fragen nach sich zieht. Abgerundet wird die ihrer Zeit weit vorauseilende Fassbinder-Matrix von einem virtuosen Schauspieler*innenensemble um Gottfried John, Mascha Rabben, Barbara Valentin und Günter Lamprecht.
Rainer Werner Fassbinder
Als „Enfant Terrible“ prägte Rainer Werner Fassbinder (*1945) das deutsche Arthouse-Kino wie kaum ein anderer. Trotz seines frühen Todes mit nur 37 Jahren brachte er über 40 Filmproduktionen auf die Leinwand. Dazu gehören die unvergessenen Klassiker ANGST ESSEN SEELE AUF (1974), DIE EHE DER MARIA BRAUN (1978) und EFFI BRIEST (1974).
Pressestimmen
„WELT AM DRAHT ist eine mit Action-Versatzstücken angereicherte Meditation über das Wesen der individuellen und gesellschaftlichen Paranoia im Informationszeitalter; und zwar aus einer Zeit, als dieses nicht mal richtig angebrochen war.”
DER SPIEGEL
“Ich denke, also bin ich: Beunruhigender als später THE MATRIX stellte WELT AM DRAHT schon 1973 diese philosophische Grundannahme infrage.”
BERLINALE
„Ein wuchtiger, packender wie avantgardistischer Film, den der moderne Mainstream längst nicht eingeholt hat.“
KINO-ZEIT
Screening
21.10. | 20h | Wintergarten | Tickets |