Things can only be diverse and should be diverse. Styles, schools, common goals and long term stability are not credible ideas.
(Donald Judd, Local History)
Transit Filmfest Regensburg
In enger Anbindung an den Lehrstuhl für Medienwissenschaft der Universität Regensburg präsentiert ein ehrenamtliches Team aus Studierenden, Medienwissenschaftler*innen und Cineast*innen seit nunmehr zwölf Jahren ein mehrtägiges Filmfestival in den Regensburger Altstadtkinos. Nach elf erfolgreichen Jahren und einem Wechsel in der Festivalleitung fiel 2019 die Entscheidung, das Regensburger Filmfest HEIMSPIEL in TRANSIT FILMFEST umzubenennen und einen neuen gemeinnützigen Trägerverein zu gründen. Während viele andere Festivals sich auch postpandemisch online oder hybrid ausrichten und ihre Spielstätten reduzieren, bleibt Transit ein Publikumsfestival, das Räume für Diskurs, Dialog, Denken und Wissen öffnen, die Regensburger Altstadtkinos miteinander verbinden und Regensburg zu einem bedeutenden Standort für zukunftsweisende und gesellschaftlich relevante Filmkultur in Bayern machen will.
Festivalausrichtung
Der „Transit“ lässt sich als Paradigma für Transformation und Veränderung begreifen. Als Chance, alte Wahrheiten zu überdenken, neue Perspektiven zu eröffnen und die Wahl der Kategorien neu zu justieren. In jährlich wechselnden Themenschwerpunkten mit deutschsprachigen und internationalen Produktionen aus der aktuellen Kinosaison, filmhistorischen (Wieder-)Entdeckungen und (pop-)kulturell relevanten Specials wird der Fokus auf unterschiedliche Fragestellungen einer neuen Welt gelegt, die zusehends Gestalt annimmt. Dabei geht es nicht um vordergründig politische Filme, sondern um solche, die ästhetisch, inhaltlich oder narrativ neues Terrain betreten und sich auf Pfade jenseits etablierter Erfolgsrezepte wagen. Das Kino wird zum Transportmittel: Nach dem Film steigt im Idealfall eine Person aus dem Sessel, die ein kleines Bisschen anders ist als diejenige, die sich hineingesetzt hat.
Kino als Utopie
Ein geschlossener Raum mit schweren Stoffen, engen Sitzreihen und einer atemberaubenden Atmosphäre. Das Kino, so meinte einmal Pedro Almodóvar, könne die Einsamkeit und Leere in unseren Leben füllen. Was gibt es Besseres, als sich gemeinsam vom hellen Rauschen der Projektion in andere Welten mitreißen zu lassen. Heide Schlüpmann bezeichnete das Kino einst als Raum der Utopie und Emanzipation, mit dem sich im frühen Kino zum ersten Mal etwa eine Sichtbarwerdung von Frauen in der bürgerlichen Gesellschaft verbindet.
Doch was soll aus diesem einst idealen Ort werden, der manch einem schon vor der Pandemie seltsam aus der Zeit gefallen schien? Nicht erst im Lockdown ist die Institution Programmkino einem breiten Publikum verloren gegangen. Wird das Virus im engen Schulterschluss mit Heimkino und Streamingdiensten dieser „kulturellen Risikogruppe“ den Gnadenstoß versetzen? Hat das postpandemische Kino überhaupt eine Chance?
Das hängt auch davon ab, wie wir diesen Ort mit seinen ehrwürdigen Versprechungen künftig begreifen und nutzen möchten. Kino ist viel mehr als eine Erweiterung des heimischen Sofas. Kino ist ein Sehnsuchtsort, der uns etwas zu bieten hat: nicht nur als ein Ort des Eintauchens, des Fühlens und Nachdenkens sondern auch als hybrider Raum des Sozialen, als Raum der Kommunikation, des andauernden Austausches über Filmgeschichten und Gesellschaft.